Der Spätfrost 2024 hat die Landwirtschaft in unserer Region erheblich beeinträchtigt. Ein rekordwarmer Frühling, gefolgt von plötzlichen Kälteeinbrüchen, hat viele Ernten gefährdet und die Erträge drastisch reduziert. Diese extremen Wetterbedingungen sind ein deutliches Zeichen des Klimawandels, der die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen erhöht.
Laut einem Bericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat der Spätfrost im April 2024 erhebliche Schäden im Obst- und Weinbau verursacht. Erfrorene Blüten und Knospen haben in manchen Regionen erhebliche Ertragseinbußen geführt. Auch Weinreben waren vielerorts betroffen, da die Triebspitzen erfroren sind und die gesamte Ernte gefährdet hat. Besonders in Ost- und Süddeutschland waren viele Betriebe betroffen. Die Schäden werden auf mindestens 210 bis 254 Millionen Euro geschätzt. Die Ertragsausfälle im Obstanbau liegen zwischen 20 und 100 Prozent, insbesondere bei Kernobst wie Äpfel und Birnen. Im Weinbau sind Schäden von 30 bis 100 Prozent zu erwarten. (BMEL 2024)
Der Klimawandel spielt eine zentrale Rolle bei der zunehmenden Häufigkeit von Spätfrostereignissen. Durch den Anstieg der globalen Temperaturen und die damit verbundenen Veränderungen in den Witterungsverhältnissen werden Extremwetterereignisse wie Spätfrost zunehmend begünstigt (IPCC, 2022). Diese Veränderungen stellen eine große Herausforderung für die Landwirtschaft dar und erfordern Anpassungsstrategien, um die Erträge zu sichern.
Um sich gegen die Auswirkungen des Spätfrosts zu schützen, können Landwirte verschiedene Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören:
Vorbeugende Maßnahmen
Frostschutzvorkehrungen: Verwendung von Frostschutzberegnung und Heizvorrichtungen, um die Temperaturen in den Obstplantagen zu regulieren (ARGE FrostStrat, 2022)
Diversifizierte Fruchtfolgen: Anwendung von Fruchtfolgen, die die Risiken von Spätfrost minimieren.
Bewässerungssysteme: Einsatz von Bewässerungssystemen, um die Pflanzen während extremen Wetterbedingungen zu unterstützen, sogenannte Forstberegnung (ARGE FrostStrat, 2022)
Diese Strategien sind den Landwirten und KMUs in unserem Projekt BigData@Geo 2.0 bekannt. Dennoch wurden auch sie vom Spätfrost in 2024 überrascht. „Wir haben einen Totalausfall in unserer Apfel- und Kirschernte in der Margetshöchheimer Sandflur. Nur an einigen Streuobstwiesen im Spessart und vereinzelt im Kitzinger Raum, konnten wir durchschnittliche Mengen ernten“ bestätigt Krischan Cords, Geschäftsführender Vorstand, der Main-Streuobst-Bienen eG. Die Gesellschaft ist bereits seit der ersten Projektphase ‚BigData@Geo‘Projektpartner. Die Main-Streuobst-Bienen eG ist ein Zusammenschluss von Streuobstbauern, Imkern, Privatleuten, Firmen, Vereinen, Gemeinden und Landkreisen, die gemeinsam den Streuobstbau, sowie die Bienenhaltung in Mainfranken erhalten, pflegen und fördern. Über 150 Mitglieder sind in den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg ansässig.
Der Spätfrost 2024 hat die Notwendigkeit von Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft erneut unterstrichen, und es ist entscheidend, dass Landwirte und die Gesellschaft als Ganzes Maßnahmen ergreifen, um die Erträge zu sichern und die Landwirtschaft zukunftsfest zu gestalten.
BigData@Geo-Projekt: Das BigData@Geo-Projekt zielt darauf ab, durch innovative Technologien und Datenanalyse Lösungen für landwirtschaftliche Herausforderungen wie den Spätfrost zu entwickeln. Landwirte, die Interesse an einer Teilnahme haben und von den neuesten Entwicklungen in der Landwirtschaft profitieren möchten, sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden.
Referenzen:
Agrarbericht (2023). “Schutzmaßnahmen gegen Hagelschäden in der Landwirtschaft.” Verfügbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/agrarbericht-2023.html
Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL 2024). „Özdemir zu Frosthilfen: EU-Kommission muss Ungleichbehandlung beenden“. Verfügbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/074-frosthilfen.html
Umweltbundesamt (2022). “Anbau angepasster Pflanzensorten/Kulturen.” Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5070/dokumente/steckblatt_f13_anbau_angepasster_pflanzensorten.pdf
ARGE FrostStrat (2022). “Reduzierung der Spätfrostschäden im Wein- und Obstbau.” Verfügbar unter: https://www.weinobst.at/dam/jcr:087b2d34-ce03-468b-873a-25d6a5dcc244/Brosch%C3%BCre-FrostStrat%28V3%29.pdf
IPCC (2022). “Klimawandel und die Zunahme von Extremwetterereignissen.” Intergovernmental Panel on Climate Change. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/grundlagen-des-klimawandels/weltklimarat-ipcc/sechster-sachstandsbericht-des-weltklimarates-ipcc
StMELF. „Maßnahmen im ÜberblickSchutz vor Spätfrost “.
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF). Verfügbar unter: https://www.lwg.bayern.de/gartenbau/obstbau/319518/index.php